Projekte, Aktionen, Prozesse
In vielen Natur- und Waldkindergärten wird mit den Kindern projekt- und prozessorientiert gearbeitet. Dabei eignen sich die Kinder in hervorragender Weise Wissen und Erfahrung an. In der Regel werden während eines Projektes alle relevanten Bildungsbereiche der Bildungspläne angesprochen. Wünsche, Ereignisse und Entdeckungen der Kinder, aktuelle Situationen in der Gruppe sowie kulturelle Anlässe ergeben die Themen für geplante Aktionen und Projekte. Von Anfang an werden die Kinder an allen Prozessen beteiligt.
Projektbeispiel: „DIE WALDBROMBEEREN UND IHRE WICHTEL“
Projekthintergrund
Für die Kinder im Waldkindergarten sind die Brombeersträucher alte Bekannte. Sie entdecken im Winter, dass die langen Triebe der Sträucher immer noch grün-bräunliche Blätter tragen, während alle anderen Sträucher kahl daneben stehen. Im Frühjahr sehen sie dem Weltmeister im Wachsen zu. Ein gut sichtbarer Trieb wird eine Zeitlang beobachtet. Einige Kinder messen ihn täglich mit einem Band. Sie staunen, was über Nacht an Länge dazugekommen ist. In jedem Sommer freuen sie die Kinder über die schönen weißen Blüten. Sie nehmen wahr, dass der einzelne Brombeertrieb von Juli bis Oktober, gleichzeitig sowohl reife als auch unreife Früchte und an der Triebspitze Blüten und Blütenknospen trägt.
Projektverlauf
Mitte Juli liefen die Kinder täglich im Freispiel zu den Brombeersträuchern um den Reifegrad der Früchte zu prüfen. Aus diesem Interesse heraus entwickelte sich das Projekt. Es wurden Ideen, Erfahrungen und das Wissen der Kinder gesammelt und notiert. Einige Kinder kannten schon Kniffe und Tricks, wie sie die Beeren pflücken könnten, ohne sich übermäßig die Arme und Beine an den Stacheln zu zerkratzen.
Sogar, dass die Blätter genießbar sind, wussten sie zu berichten, denn „meine Oma macht daraus Tee“. Ein anderes Kind brachte nach einigen Tagen ein Buch mit, in dem die verschienen Brombeerstadien wunderschön abgebildet waren. Nach einigen Tagen war genug Material zusammengetragen, es wurde ein Plan entworfen und damit begann das eigentliche Projekt.
In der letzten Juliwoche gab es noch nicht so viele reife Brombeerfrüchte. Trotzdem wurden die schon reifen Beeren geerntet und im Freien auf einem kleinen Ofen zu Marmelade gekocht und in kleine Gläser gefüllt. Täglich wurden von den Spitzen der zur Erde neigenden Triebe einige junge Blätter für Tee abgepflückt und zum Trocknen aufgehängt. Brombeerblüten und Blätter wurden für das Gruppenherbarium gepresst. Als die Brombeersträucher mehr Ertrag brachten, wurde Saft aus den Früchten gewonnen und die Marmelade konnte in größere Gläser abgefüllt werden. In dieser Zeit besuchten die Kinder auch einen Markt und entdecken, dass es dort Brombeermarmelade und Saft zu kaufen gab. Angeregt durch den Marktbesuch wurde im Wald ein Einkaufsstand gebaut und ein Brombeercafé eingerichtet. Die Kinder waren von der schönen Marmeladenfarbe fasziniert. Nun experimentierten sie mit den rohen, reifen Früchten. Sie zerquetschten sie und erhielten eine wunderschöne rotblaue Farbe. Damit malten sie auf Papier und färbten weiße Wollflocken ein. Die Ergebnisse waren außerordentlich. Nun entstanden unter ihren Händen Bilder und Etiketten, Einladungskarten und kleine wollene Brombeerzwerge mit rötlichen Gesichtern. Als diese Arbeit beendet war, übten die Kinder noch ein kleines Theaterspiel ein, zu dem sie sich ihre Gesichter brombeerfarbig anmalen mussten.
Mitte September war es endlich soweit. Die Familie erhielt eine Einladung zum Fest ins Brombeercafé. Hier wurden sie mit Marmeladenbroten, Tee und Saft aus den selbstgeernteten Früchten bewirtet. Das Theaterspiel „ Die Brombeerwichtel“ erfreute Jung und Alt. Die Brombeerprodukte konnten zum Ende des Festes am Einkaufsstand mit der eigenen Waldwährung erworben werden. Die Besucher spendeten zum Abschluss großzügig in die Hüte der Brombeerwichtel.